Buch, Softcover, A5, 136 Seiten. Inhalt: In ihrer klaren und dennoch phantasievollen, poetischen und sehr eigenen Sprache beschreibt Christine Kralik unter anderem ihre Sehnsucht nach einer Welt, in der die Menschen wissen, wer sie wirklich sind, die Natur sein darf, was sie ist und der Zauber und die Heiligkeit allen Lebens wieder wahrgenommen und geachtet werden.
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Christine Kralik wurde am 20. Oktober 1952 in der Kleinstadt Grafenau im bayrischen Wald nahe der tschechischen Grenze geboren.
Die magischen Plätze dieser ursprünglichen Landschaft prägten ihre Kindheit und legten den Grundstein für ihre tiefe Naturverbundenheit.
Die zahlreichen Mythen dieser Gegend erweckten in ihr die Begeisterung für die alte Weisheit von Märchen und Sagen – und für den Reichtum ihrer inneren Welten. Nach dem Abitur absolvierte sie ein Graphikdesign-Studium in München.
Die damals großzügigen finanziellen Zuwendungen ihrer Eltern ermöglichten es ihr, sich glücklicherweise nicht auf einen Brotberuf festlegen zu müssen, sondern sich ihren vielfältigen Interessen uneingeschränkt widmen zu können. So bescherte ihr zum Beispiel die intensive Beschäftigung mit der Astrologie kostbare Einblicke in die Strukturen ihrer eigenen Psyche und verhalf ihr zu einem besseren Verständnis für ihre Mitmenschen.
Doch es bedurfte erst eines tiefgreifenden Durchbruchs zu einer größeren Bewusstseinsöffnung inmitten einer ernsthaften Lebenskrise, um der Anwesenheit einer wohlwollenden, nährenden und höheren Macht im Angesicht des Niedergangs und der bedingungslosen Kapitulation ihrer Persönlichkeit gewahr zu werden.
Die Hingabe an diese alldurchdringende Gegenwärtigkeit und die zunehmend innigere Verbindung mit ihr empfindet Christine heute als ihre eigentliche Berufung.
Das Thema des scheinbaren Verlustes und des entzückten Wiederfindens der allumfassenden Liebe durchzieht sowohl ihre Geschichten als auch ihr Leben und bildet den täglichen Ankerpunkt ihrer Gewissheit in ihrer Hingabe.
Derzeit genießt sie in ihrem Garten in der ihr inzwischen zu einer Art Heimat gewordenen bezaubernden Landschaft des Chiemsees das Aufblühen ihres inneren Wesens und verfolgt gespannt die nunmehr wild taumelnde Reise der Menschheit – hin zu einem neuen Bewusstsein.
EINFÜHRUNG
Gestatten, mein Name ist Hase. Als ich meinen fabulierfreudigen und stets zu Übertreibungen aufgelegten Vater eines Tages nach der Bedeutung unseres tschechischen Nachnamens „Kralik“ fragte – ich war damals ein überaus gutgläubiges und begeisterungsfähiges Kind von 4 oder 5 Jahren – bückte er sich vertraulich zu mir nieder und flüsterte mit weihevoller Miene, als verriete er ein wichtiges Staatsgeheimnis: „Kral heißt König.“
Er ließ eine lange dramatische Kunstpause entstehen, die mir genügend Zeit gab, in eine Welt voller Glanz und Gloria einzutauchen, die sich mir plötzlich eröffnete. Ich war so von einer neuen Größe durchdrungen, dass ich den abschließenden Zusatz, „Und Kral-ik bedeutet Königshase“, kaum mehr wahrnahm.
Ob „König“ oder „Königshase“ machte für mich sowieso keinen Unterschied, waren doch beide gleichermaßen blaublütige Hochwohlgeborene, und die Erhabenheit meines neuen eingebildeten herrschaftlichen Standes entzückte mich über alle Maßen.
DER MARILLENBRAND
Oh, du feiner Marillenbrand,
wie zärtlich wieg' ich das Glas,
gefüllt mit der feurigen Glut -
bis zum Rand.
In deinem Spiegel funkelt das Licht und blitzt,
wie treu doch,
ein kräftiges Schlückchen von dir
den Leib mir erwärmt, das Blut mir erhitzt.
Das Grimmen der Seele lässt nach,
kommt zur Ruh',
ein weiteres Schlüxchen,
was meinst du dazu?
Kein Zittern, kein Zagen -
dein lodernder Geist,
ließe mich jetzt -
so Einiges wagen!
Wär' einer da,
so packt' ich den Stier bei den Hörnern -
und sämtliche Wahrheiten aus,
hätt keine Bedenken ...
Soll ich mir nun gleich ,
noch einmal,
tüchtig,
nachschenken?
Ein weiteres Schlüpfchen in Ehren tut gut.
Was wollt' ich sagen?
Es ist mir entfallen,
entschlürft - wie ein Hickschen.
Ein lustiges Knickschen,
ein lästiges Mückchen,
ein weite'res Schschschlucksen,
ein listiges Glucksen ...
Ein sssamtiges Schschwanken,
ein wwwonniges Wwanken,
ein wankender Gedanke -
...
Ein rankender Strunk,
ein winkender Trunk!
Ahoi,
das Nachtmeer ruft!
Der Seegang ist hoch,
der Tank gut gefüllt ...
Mein kleiner Matrose,
stärk mir das Herz -
das Leben ist Lust,
das Leben ist Sch(m)erz.
„Oh – Königshase“, hauchte ich ergriffen und war schwerstens beeindruckt, zumal ich mich damals gerade in der Hochphase meiner Osterhasenschwärmereien befand, die mein Vater kräftig angeregt hatte und weiterhin heftig schürte. Nicht genug damit, dass er mir das geliebte Buch „Im Hasenwunderland“ mehrmals ohne Murren vorlas, so blieb er auch jedes Mal stehen, wenn wir auf unseren Sparziergängen an der wilden, hohen Hecke vorbeikamen und tat so, als könne er auf der anderen Seite eine Zauberwelt wahrnehmen: Das Osterhasenland!
Einfallsreich und mit theatralischem Elan beschrieb er mir stets das Geschehen, das sich vor ihm auftat. Ich registrierte jede kleinste Bewegung seines Kopfes, teilte sie mir doch mit, dass sich vor seinen Augen aufregende Ereignisse abspielten. Gebannt lauschte ich seinen Beschreibungen und Kommentaren und war jedes Mal so völlig versunken, dass ich nie auf die Idee gekommen wäre, einmal darauf zu bestehen, hochgehoben zu werden, um selbst einen Blick über die Hecke werfen zu können.
Stattdessen besuchte ich das gelobte Osterhasenland, das mir immer vertrauter wurde, in meiner Phantasie und war erstaunt, wie es dort zuging. Jeder Hase war wichtig und richtig an seinem Platz und in seinem Amt. Und das ganze Geschehen stand in einem stimmigen und sinnvollen Zusammenhang, wie in einer heiligen Ordnung, die ich in meinem unberechenbaren und chaotischen Kinderleben so vermisste. Durch jenen ehrenvollen Titel eines Königshasens, fühlte ich mich natürlich besonders privilegiert und den höheren Kreisen des Osterhasenlandes zugehörig. Huldvoll betrachtete ich von meiner erhabenen Warte aus das muntere Treiben der possierlichen „Langöhrchen und Weißpfötchen“ und hatte meine wahre Freude daran.
Auch später noch, als ich schon längst auf dem harten Boden dieser sogenannte Erdenwirklichkeit gelandet war, vermittelte mir die ehemals verspürte Bedeutsamkeit einen feinen Anklang von Trost und legte den Nachgeschmack von Wert und Würde und glücklicheren Tagen auf mein oft so betrübtes Herz.
Doch auch dieser subtile Status brach ein, als mir eines Tages ein tschechischer Aushilfspostbote meine Briefe augenzwinkernd mit der Bemerkung reichte: „Aah, ein Kaninchen.“ Eine Schrecksekunde lang glaubte ich, mich verhört zu haben und beteuerte, ich sei doch, bitte sehr, ein stattlicher, hochangesehener Königshase! Doch der Briefträger blieb beharrlich bei seiner Meinung: „Missens mir wirklich glauben – was soll ich liigen – dud mir leid, Kralik, ist sich einfaches Kaninchen!“
Nun war ich gänzlich degradiert und fühlte mich schäbig. Der aristokratische Nimbus war für immer dahin und ich stand ratlos da, als gemeines, ordinäres Kaninchen, dass seine Rammelphase schon längst hinter sich gebracht hatte.
Als es darum ging, der Verfasserin dieses Buches eine passende Identität zu verschaffen, griff ich schnell zu einem neuen Namen, von dem ich annahm, er würde meine facettenreiche Persönlichkeit besser schmücken. Ich tappte dabei blindlings in die Falle aller von mir zuvor belächelten „Resi Hinterhuglhapfingers“ dieser Welt, die nach der erfolgreichen Absolvierung eines Wochenendworkshops in Meditation, Trommeln oder Schwitzhüttenverschwitzen schon meinen, sich einen blumigeren und exotischeren Namen verpassen zu müssen, und nannte mich Kiko Wangenroth …
Gott sein Dank hat mich die Geschichte von Alice im Wunderland von diesem Wahn erlöst, mich mit meinem Namen versöhnt und mir gezeigt, über welch außergewöhnliche Fähigkeiten ein so gewöhnliches Kaninchen doch hin und wieder verfügt.
Ein weißes Kaninchen nämlich nimmt das Mädchen Alice mit in seinen Bau, denn dort ist der Zugang zu einer anderen, weit phantastischeren Welt, in die Alice nun
hineingerät, um dort zahlreiche bizarre Abenteuer zu erleben. So gilt das magische Hasenwesen seitdem
als Seelenführer in andere Dimensionen. In Amerika weiß man das schon lange, und die Band Jefferson Airplane hat ihm mit „White Rabbit“ einen Song gewidmet, der in der Hippiezeit weltberühmt war.
Doch nun ist es an der Zeit, die alten Geschichten zu beenden. Ich lade Sie ein, mit mir zu kommen und mir in die Höhle eines bayerischen Kaninchens zu folgen … (mehr, Leseprobe Fortsetzung)